Prolog - Anreise - Kap Formentor - Lluc/Sa Calobra - Torrent de Parres - Cala de Pisada - Soller/Valdemossa - Cala Baix - Rückreise - Fazit
Fr 26.8.2005
6:30 raus aus den Betten, wir haben heute einiges vor.
Um sieben Abfahrt, eine Stunde später frühstücken wir in einem kleinen Bistro
neben der Tankstelle in den Bergen bei Es Guix.
Es gibt herrlich gebackene Baguettes direkt aus dem Ofen,
Oliven, heißen Kaffee und frisch gepressten Orangensaft.
Außer uns haben nur ein paar einheimische Kraftfahrer hier gehalten.
Um neun stehen wir am Trailhead unserer heutigen Wanderung durch den Torrent de Parres.
Die Tour kann nur in den Sommermonaten gemacht werden,
wenn es längere Zeit nicht geregnet hat.
Sie fehlt in vielen Reiseführern, weil sie für zu gefährlich gehalten wird.
Wir parken den Citroen am Restaurant in Escocar.
Wenn alles normal läuft, sind wir heute Nachmittag wieder hier.
Die Temperaturen sind angenehm
und ein leichter Wind begleitet uns auf den ersten Abstiegen.
Man passiert Ziegenkoppeln und erreicht recht schnell den Naturbogen,
durch den weit unten der Eingang zum Torrent de Parres zu sehen ist.
Nach einigen leichten Kletterpassagen führt der Weg durch hohes Gras
in endlosen Serpentinen bergab.
Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir das trockene Flußbett.
Hier unten ist absolute Windstille und die Sonne ballert unbarmherzig.
Noch eine halbe Stunde durch das Flußbett und wir stehen am Eingang des eigentlichen Canyons.
Hundert (oder mehr) Meter hohe steile Felswände, an manchen Stellen weniger als 10m breit.
Wenn das Wasser aus den Bergen hier durch marschiert,
bringt es Felsbrocken von Garagengröße mit sich.
Diese liegen natürlich ständig im Weg und man darf
die mutigsten Kletteraktionen veranstalten um daran vorbei zu kommen.
Mittendrin hilft uns eine spanische Klettertruppe an einer Passage,
auf der man sich etwa 5m abseilen muss.
Wir haben kein Seil dabei, die ja.
Mittlerweile ist es zwölf Uhr mittags und sie wünschen uns viel Glück beim Weiterklettern.
Auf meine Frage, wie weit es noch bis Sa Calobra sei, sagen sie mir etwa vier Stunden.
Die Strecke wechselt zwischen schwierig und schwieriger.
Wir trinken Wasser ohne Ende und schwitzen alles sofort wieder aus.
Die Klamotten sind komplett durch.
An diversen Stellen zieht Ute ihre Schuhe aus, um durchs Wasser zu gehen.
Das Entlangklettern auf extrem schmalen seitlichen Absätzen wäre zu gefährlich.
Oftmals sind dauerhaft Seile am Fels befestigt.
Ute muss mehrmals ihren ganzen Mut aufbringen, um überhaupt weiter zu klettern.
Wir können jetzt absolut nachvollziehen,
warum die Wanderung als sehr gefährlich eingestuft ist.
Sammelt sich in den Bergen auch nur ein wenig Regenwasser und fließt hier durch,
hat man keine Chance hier wegzukommen.
Aber wenigstens diese Sorge haben wir nicht,
denn trockener und heißer könnte das Wetter nicht sein.
Es sind auch nur sehr wenige Leute anzutreffen.
Die machen alle einen etwas trainierteren Eindruck als wir.
Etwa halb vier, nach 6,5 Stunden
kommen uns die ersten „Strandtouristen“ von Sa Calobra entgegen.
Hier besteht der Weg fast nur noch aus Geröll und lässt sich gut laufen.
Der enge Canyon hat sich zu einer breiten Schlucht gewandelt.
Um vier kommt die Bucht in Sichtweite
und erinnert eigentümlich schön an die Kalksteinfelsen in Thailand.
Wir sind happy und freuen uns auf ein Bad im Mittelmeer.
Vorher müssen wir noch ein ganzes Stück durch knietiefes Wasser gehen.
Also nach über sieben Stunden raus aus den qualmenden Wanderstiefeln
und barfuß in das erfrischende Nass.
Herrlich!
Am Strand dann die Enttäuschung.
An der etwa 30m breiten Playa liegen ca. 200 Menschen wie die Ölsardinen in der Büchse.
Nichts für uns!
Ab durch den kleinen Fußgängertunnel zum Parkplatz.
Der letzte Bus in Richtung Escocar fuhr um drei und ist natürlich längst weg.
Wir gehen in das Restaurant, bestellen uns kalte Drinks und erkundigen uns nach einem Taxi.
Ich soll 20€ als Deposit im Restaurant bezahlen und für die Taxifahrt nach Escocar wären 50€ fällig.
Die spinnen doch wohl.
Also bleibt uns nix anderes übrig, als unser Glück per Anhalter zu versuchen.
Schon 20min später hält ein Kleinwagen mit zwei jungen Männern.
Die Beiden sind aus Bremen und wollen zum Kloster Lluc.
Welch ein Glück, da müssen sie genau an unserem Auto vorbei.
Etwa um sechs liefern sie uns am Citroen ab.
Völlig geschafft und mehr als leicht durch den Wind tuckern wir nach Porto Pollensa.
Duschen, umziehen und ab ins RAF.
Heute schmeckt alles doppelt gut, so einen Hunger haben wir.
Natürlich vertragen wir an so einem Tag nicht besonders viel.
Halb elf stehen wir bei Susanne an der Hotelbar,
erzählen der verdutzten Schottin unsere Tagesgeschichte
und heben die üblichen Verdauungs-Hierbas.
Kurz danach sind wir in der Waagerechten.
Gut einschlafen können wir trotzdem nicht, es ist zu heiß.
Gefahrene Kilometer: 77
Übernachtung: Hostal Paris, Porto Pollenca, ***